Runway-Comeback und Jubiläum: Zusammen mit Dorothee Schumacher & Friends haben wir 35-jähriges Bestehen der Marke zelebriert. Neben einem exklusiven Blick hinter die Kulissen sprachen wir mit der Designerin über die neue Kollektion, Familie und Woman Empowerment.
1989 gründete Dorothee Schumacher hochschwanger mit ihrem ersten Sohn ihr eigenes Label – damals einzig bestehend aus einer T-Shirt-Kollektion. Den Grundstein für ihren heutigen Wohn- als auch Firmensitz legte sie einige Zeit später in Mannheim.
Und hier finden wir uns heute wieder: Eine alte, vom Architekten Yves Bayard im Jahr 1998 umgebaute, Papierfabrik am Mannheimer Industriehafen. Wir sitzen im Korb eines mit Wickenblüten verzierten, handbemalten Heißluftballons mit Flussblick (dort, wo Rhein und Neckar sich treffen), während wir die letzten 24 Stunden sowie die letzten dreieinhalb Jahrzehnte Revue passieren lassen: Freude, Fashion, Familie und Frauen.
Modedesignerin Dorothee Schumacher und DJane Cate Underwood feiern bei „Friends of Dorothee – A Festival“. Foto: DOROTHEE SCHUMACHER
Eigentlich wollte Dorothee Schumacher „einfach den ganzen Inner Circle zusammenbringen.“ Doch die Idee wuchs mit dem Runway Comeback, dem Einladen von internationalen DJ:anes sowie Mode-Liebhaber:innen und Freund:innen aus aller Welt. Sie alle durften im Zuhause der Brand hautnah erleben, was sie ausmacht, wie und wo sie lebt.
Ihr Ziel? „Die Facetten der Freude zeigen.“
In dem Atelier, das wir besuchen dürfen, liegen Stoffbahnen übereinander, Schmuck und Perlen verteilen sich auf Tischen und Modelle stehen neben fertigen Kollektionen. Es wird gestrickt, gemalt, ausprobiert und anprobiert (auch Dorothee selbst will jedes Stück Stoff am eigenen Körper spüren).
Alles ganz nach ihrem Credo: How does it make me feel?
Mit ihrer neuen Frühling/Sommer 2025 Kollektion erzählt die Designerin eine Geschichte für starke Frauen. Sie selbst sieht die Jubiläumskollektion als Spiegel ihres eigenen Weges, auf dem sie immer „stärker und überzeugter“ wurde.
„Ich liebe es, weibliche Frauen zu sehen, die gleichzeitig auch stark sind. Und dann ist es natürlich ein sehr schöner Mix: Diese zarten Farben, Qualitäten, Stoffe, Seide und dann aber auch wieder Anzüge, mit denen ich jede Konferenz bestreiten kann.“
Dafür durchbricht die Modeschöpferin feminine, romantische Looks in meist zarten Farben mit Hüten, Jacken, Schnallen und Stiefeln im Gaucho-Style. Klassische Schnitte wie Blazer oder Anzughosen erhalten dagegen durch Rüschenblusen oder über den Rücken gelegte Seidenschals einen weiblichen Anstrich. Alle Elemente sind immer in Bewegung, keines der Kleidungsstücke wirkt einengend. Vielmehr schreiten die Models selbstbewusst in Cowboy-Boots, Kitten Heels und Sandalen über den Runway.
Eine Konstante: Das Motiv der Wicke. Ob als großes Detail an der vorderen Schulter, als Lochmuster, Print, Kette oder sogar als Mural auf dem Festival.
Inspiration sammelt Schumacher auf ihren vielen Reisen. Sie liebe Dinge, die eine Geschichte erzählen, erzählt sie selbst. Bei dieser Kollektion sei ihr insbesondere das Gaucho-Gefühl und der Film „Poor Things“ vom griechischen Regisseur Giorgos Lanthimos im Kopf geblieben.
„Dieses zarte Geschöpf war plötzlich so stark.“
Und so empowered sieht die Geschichte der Frauen in der nächsten Frühling/Sommer-Saison auch aus. Ganz getreu dem immer wieder auftauchendem Slogan: Catch Her If You Can.
Cowboy-Hüte mit „Catch Her If You Can“-Slogan von Dorothee Schumacher. Foto: Marie Claire Redaktion
Als „große Familie“ beschreibt die Modedesignerin ihr mehr als 200 Mitarbeiter:innen (85% davon sind Frauen) großes Team. Sie selbst vereint Familie und Beruf seit der Gründung ihres Labels. Ihr Sohn Max arbeitet heute als CEO an ihrer Seite.
„Es gibt Mitarbeiter in der Firma, die ihm (Anm. d. Red.: damit meint sie ihren Sohn Max) das Fahrradfahren beigebracht haben in der Lagerhalle. Es ist unglaublich, dass sie ihn heute als CEO akzeptieren und feiern. […] Aber alle [meine] Kinder haben sich auf die ein oder andere Art schon in diese Firma eingebracht und sind stolz darauf.“
Auch deshalb fördert sie die Vereinigung von Familienleben und Beruf in ihrem Team. Die Erfolgsrezeptur? Zu wissen, was wir auf unsere Kinder übertragen und eine Arbeit zu finden, die uns Spaß macht.
„Die Kinder sehen ihre Mütter und ihre Väter gerne an schönen Plätzen und glücklich. […] Sie wollen sie nicht vom Glück abhalten.“
1989 – das Jahr der ersten eigenen kleinen Kollektion der geborenen Düsseldorferin. In Deutschland fiel die Mauer. Für die Gesellschaft und uns Frauen begann eine neue Ära des Wandels und Aufbruchs.
Welche Rolle die Mode dabei spielt? Früher passten sich Frauen der männlich geprägten Arbeitswelt an, heute zeige wahre Stärke, sich treu zu bleiben, so die Designerin.
„Denn Frauen sind unglaublich stark und wahrscheinlich ist ihre Femininität die stärkste Seite – und damit zu spielen. [… ] Für Deutschland ist eine Mauer gefallen. Aber die Frauen waren auch so in Aufbruchstimmung und ich finde, wir sind in den letzten Jahren alle zusammen so einen Wahnsinnsweg gegangen. Guck in die Geschichte und du siehst, wie viele starke Frauen es gibt. Und wir haben uns immer nur wieder drücken lassen und einfangen lassen. Und ich spüre jetzt, dass die Frauen einfach ihren Weg gehen, sich selbst bewusst und auch keine ihrer Facetten auslassen wollen. Ja, und das ist ein Fest wert.“
Ein DJ legt „New York Can Make You Feel So High“ auf. Beim Verlassen das Events bleibt die Message der Kollektion und Dorothees Mantra im Kopf.
„Sei einfach wie du bist und die Menschen nehmen dich und lieben dich. Bleibe dir treu und suche dir deine Community oder suche dir deine Menschen, die dich so sein lassen, wie du bist.“
So ist der Big Apple allgegenwärtig.
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