Lebensmittelkooperativen – Gemeinsam einkaufen, fairer handeln

Der tägliche Einkauf im Supermarkt wirkt oft wie ein unausweichliches Ritual. Was wir in den Regalen vorfinden und zu welchem Preis wir es kaufen, ist vorgegeben. Doch was wäre, wenn wir als Verbraucher mehr Einfluss darauf hätten, was wir kaufen? Wenn die Produzenten direkt mit uns zusammenarbeiten könnten, ohne den Druck der großen Handelsketten? Food Coops bieten genau diese Möglichkeit und schaffen eine neue Form des nachhaltigen und fairen Wirtschaftens.

Abendlicher Blick von außen durchs Schaufenster eines erleuchteten Supermarkts, im Vordergrund stehen geparkte Fahrräder.

Entspannter Feierabendeinkauf im Foodhub in der Deisenhofener Straße im Münchener Stadtteil Giesing. Foto: Foodhub München

Food Coop: Mitmachen statt nur konsumieren

Die Idee ist einfach, aber mächtig: Menschen schließen sich zusammen, um Lebensmittel direkt vom Erzeuger zu beziehen und gemeinsam einzukaufen. „Woher kommt der Käse, den ich gerade kaufe?“ Solche Fragen werden in einer Lebensmittelkooperative nicht nur gestellt, sondern auch beantwortet. Die Antwort gibt nicht der Konzern, sondern die Gemeinschaft selbst.

In München gibt es zum Beispiel den Foodhub, eine Einkaufsgemeinschaft, die nach Vorbildern wie der Park Slope Food Coop in New York oder La Louve in Paris organisiert ist. Hier wird das Prinzip des Mitmachens groß geschrieben. „Alle vier Wochen arbeite ich hier drei Stunden, um den Laden zu unterstützen“, sagt Sonja, die im normalen Leben Lehrerin ist und regelmäßig im Foodhub aushilft. Genau diese Mitarbeit ist Voraussetzung, um Teil der Gemeinschaft zu werden – und so eine engere Verbindung zu den Lebensmitteln aufzubauen.

Blick auf das ansprechend präsentierte Obstangebot einer Foodcoop.

Das Angebot regionaler Obst- und Gemüseproduzenten wird mit Ware aus dem Biogroßhandel vervollständigt. Foto: Foodhub München

Lebensmittelkooperativen und Food Coops: Fairer Handel beginnt in der Gemeinschaft

Ein entscheidender Vorteil von Lebensmittelkooperativen ist ihre Unabhängigkeit von Großkonzernen und Zwischenhändlern. Die Produkte kommen direkt vom Erzeuger in die Regale der Kooperative, was nicht nur die Preise fairer macht, sondern auch den Druck auf die Produktionsbedingungen mindert. Kleinbauern, die in Supermärkten oft nicht gelistet sind, finden hier ihre Plattform. Der Preis? Immer transparent. Beim Foodhub in München zum Beispiel werden 30 Prozent auf den Einkaufspreis aufgeschlagen, um die Fixkosten zu decken – mehr nicht. Diese Transparenz schafft Vertrauen und macht deutlich, dass hier die wahren Kosten der Produktion abgebildet werden, ohne die Gewinne der großen Handelsketten.

Blick auf das Getränkeangebot einer Foodcoop, im Vordergrund stehen Einkaufswagen.

Wem im Foodhub trotz der großen Auswahl ein Getränk fehlen sollte, der schreibt es ins Wunschbuch. Foto: Foodhub München

Vorbilder aus aller Welt

Die Idee der Lebensmittelkooperativen ist nicht neu. Schon seit Jahrzehnten schließen sich Menschen zusammen, um die Kontrolle über ihren Einkauf zurückzugewinnen. Die Park Slope Food Coop in New York existiert seit 1973 und zählt heute über 17.000 Mitglieder. La Louve in Paris folgte diesem Beispiel und wurde 2016 gegründet. Mit über 7.000 Mitgliedern ist auch sie zu einer festen Größe geworden. Beide Kooperativen setzen auf drei zentrale Prinzipien: : Mitwirkung, Miteigentum und Transparenz.

Auch in Deutschland breitet sich das Modell immer weiter aus. Neben dem Foodhub in München gibt es seit 2020 die Supercoop in Berlin. Weitere Projekte entstehen, zum Beispiel in Hamburg und Köln, wo ebenfalls bald Lebensmittelkooperativen eröffnen sollen.

Innenansicht eines Biosupermarkts mit Cerealien und Tees in den Regalreihen.

Die Wandverkleidung im Foodhub München haben Mitglieder selbst gebaut. Foto: Foodhub München

Foodhub: Mehr als ein Supermarkt

Wer zum ersten Mal eine Lebensmittelkooperative wie den Foodhub in München betritt, könnte sich auf den ersten Blick in einem normalen Bio-Supermarkt wähnen.

Die Regale sind gut gefüllt: Obst, Gemüse, Brot, Milchprodukte, Kosmetikartikel – alles, was man für den Alltag braucht, ist da. Doch wer genauer hinschaut, entdeckt Besonderheiten. Hier gibt es beispielsweise „mafiafrei“ gehandelte Zitronen aus Sizilien, Kaffee von einer kleinen Münchner Rösterei oder handgemachten Wein, den man sonst nur direkt beim Winzer bekommt.

Das Besondere? Hier entscheiden die Mitglieder selbst, was ins Sortiment kommt. Wer ein Produkt vermisst, schreibt es einfach in den Wunschzettel und die Community entscheidet, ob es aufgenommen wird. Es ist eine Verbraucherdemokratie, in der jeder eine Stimme hat.

Lebensmittelkooperativen und Food Coops: Kleine Schritte, große Veränderungen

Food Coops sind mehr als Einkaufsgemeinschaften – sie sind Teil einer Bewegung. Sie zeigen, dass es möglich ist, ökologisch und sozial verantwortlich einzukaufen, ohne auf Vielfalt und Genuss zu verzichten. Gleichzeitig schaffen sie Absatzmöglichkeiten für kleine, regionale Betriebe, die in der Massenproduktion oft untergehen. Gerade in Zeiten, in denen die Themen Nachhaltigkeit und fairer Handel immer wichtiger werden, bieten sie eine echte Alternative zum herkömmlichen Supermarkt.

Die Kooperativen ermöglichen es, mit kleinen Schritten etwas zu verändern. Jeder Einkauf unterstützt faire Produktionsbedingungen, jede Arbeitsstunde im Laden fördert die Gemeinschaft. Und am Ende steht die Erkenntnis: Wir alle haben Einfluss darauf, was in unserem Einkaufskorb landet – und damit auf die Welt, in der wir leben.

Lebensmittelkooperativen: ein Weg zu mehr Nachhaltigkeit und Gemeinschaft.

Wer selbst aktiv werden möchte, findet in vielen deutschen Städten bereits bestehende Projekte oder Initiativen im Aufbau. Der Foodhub in München und ähnliche Kooperativen zeigen, wie erfolgreich dieses Modell sein kann – für Konsumenten, Produzenten und die Gesellschaft.

Das könnte Sie auch interessieren

Stay In Touch

Be the first to know about new arrivals and promotions