Ein Schuljahr im Ausland? Oder gleich in vielen Ländern, mit fester Basis? Bei ganzheitlichen Bildungsprojekten wie beim „Klassenzimmer unter Segeln“ leben und lernen Jugendliche in der 10. oder 11. Klasse für mehrere Monate auf einem traditionellen Segelschiff.
Die Thor Heyerdahl vom „Klassenzimmer unter Segeln“ ankert in der Karibik. Foto: KUS
Ein gutes halbes Jahr auf hoher See, mit den immer gleichen 50 Leuten. Wache halten, Mathe oder Englisch pauken, Küchendienst und Knoten üben, Badespaß und kurze Nächte, Bergbesteigungen und Dschungelexpeditionen. Biologie und Geografie durch eigenes Erleben verstehen, Verantwortung übernehmen, Teil eines großen Ganzen sein. Ein Schuljahr mit Atlantiküberquerung ist aufregend und fordernd, macht Spaß und bringt die Jugendlichen persönlich weiter. Hier werden Freundschaften fürs Leben geknüpft.
In Deutschland gibt es mehrere Anbieter von Bildungsprojekten auf Schiffen. Für Jugendliche findet eine solche Bildungsreise in der 10. oder 11. Klasse statt und ist als Schulbesuch im Ausland anerkannt. Sie kombiniert Segeln, praktische Fähigkeiten, kulturellen Austausch und akademisches Lernen. Die Konzepte der Anbieter sind ähnlich, unterscheiden sich aber alle ein wenig voneinander – inhaltlich, aber auch hinsichtlich Auswahlverfahren, Kosten oder dem Lehrplan, nach dem unterrichtet wird.
Blick aus den Masten aufs Deck der Thor Heyerdahl. Foto: KUS
Dem „Klassenzimmer unter Segeln“, einem Bildungs- und Forschungsprojekt der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, liegt das ganzheitliche pädagogische Konzept von Dr. Ruth Merk zugrunde, bei dem viele kleine erziehungswissenschaftliche Elemente aufeinander aufbauen. Unterricht findet nicht nur in akademischen Fächern und Schiffsbetrieb statt, integriert sind auch mehrwöchige Landaufenthalte, Projekte und Praktika. Dr. Merk geht es um eine gleichberechtigte Förderung von Fach-, Methoden-, Selbst- und Sozialkompetenz. An Bord des traditionellen Segelschiffs Thor Heyerdahl sind die Jugendlichen zusammen mit dem Stammpersonal zuständig für den gesamten Betrieb des Schiffs. Das beinhaltet regelmäßig Wache halten – auch zu undankbaren Zeiten, auch bei Sturm oder schlechtem Wetter –, für 50 Mann Gemüse schnippeln, kochen, abwaschen oder putzen. Das ist nicht immer lustig, sondern auch anstrengend und geht einher mit großer Verantwortung und teilweise wenig Schlaf. Genau daran wachsen die Jugendlichen jedoch. Gerade weil ihnen nicht alles abgenommen wird, weil sie nicht in Watte gepackt werden, weil sie Teil eines Teams in gegenseitiger Abhängigkeit sind, kommen sie gereift und mit großem Durchhaltevermögen zurück.
Von Oktober bis April ist so ein segelndes Klassenzimmer unterwegs. Abgelegt wird im Norden Deutschlands, je nach Anbieter von Hamburg bis Kiel. Quer über den Atlantik geht die Reise, durch die Karibik bis nach Mittelamerika und über die Azoren zurück nach Deutschland. Wer nicht gleich ein ganzes Jahr gehen oder lieber erst mal schnuppern will, kann ab der vollendeten 7. Klasse eine Summerschool auf einem Schiff machen. Segelkenntnisse sind keine Voraussetzung. Na, dann Mast- und Schotbruch.
Klassenzimmer unter Segeln
High Seas High School
Ocean College
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