Gehören Sie auch zu den Leuten, die alles auf den letzten Drücker erledigen? Am Anfang eines Projekts ist die Begeisterung groß, der Zeitraum zum Erledigen erscheint lang. Und dann: Soll alles beinahe schon fertig sein und Sie haben noch nicht einmal begonnen. Panik, Druck – was nun? Wer allein schon beim Lesen Schweißperlen auf der Stirn bekommt, weiß, wovon die Rede ist: Prokrastination, umgangssprachlich auch Aufschieberitis genannt. Wir wissen, wie Sie die Prokrastination überwinden können.
Bei jeder unangenehmen Aufgabe scheint man immer aufs Neue an einer Kreuzung zu stehen. Foto: Pedro Forester da Silva/Unsplash
Sie stolpern über den Begriff, der Ihnen vielleicht bis jetzt noch keiner war, aber genau das ausdrückt, was Sie bei jeder Arbeitsaufgabe begleitet: Das Herauszögern der Erledigung bis kurz vor Schluß. „Procrastinatio“ kommt aus dem Lateinischen und bedeutet „Aufschub“. Auch die Wissenschaft kennt diese pathologische Störung als Aufschiebeverhalten.
Ob im Privaten oder im Arbeitsalltag – (unangenehme) Tätigkeiten werden so lange hinausgeschoben, bis sie schließlich nur unter großem Druck, oder gar nicht zustande kommen. Wenn Prokrastination mit einem Scheitern im persönlichen Weiterkommen einhergeht, können die Folgen gravierend sein. So viel sei gesagt: Prokrastination bedeutet nicht, faul zu sein. Vielmehr handelt es sich um ein Problem in der Selbststeuerung – das behoben werden kann.
Auch wenn die Aufgabe scheinbar nur klein ist (z.B. ein unangenehmes Telefonat): Viel leichter ist es, stattdessen etwas zu erledigen, das eine sofortige Erfolgsbefriedigung mit sich bringt. Den Müll rausbringen, putzen, Haushaltsartikel einkaufen – die Liste ist endlos. Eine nicht eindeutige Aufgabenstellung wird ebenso oftmals hintangestellt, da sie mehr Fragezeichen aufwirft als Antworten liefert. Einfach nachzufragen wird nicht als Option gesehen, schließlich möchten man kompetent erscheinen. Ursache für Prokrastination kann weiterhin alles sein, was den eignen Horizont übersteigt oder sich mit den eigenen Ansprüchen nicht deckt – das füttert das Prokrastinationsverhalten.
Wenn Sie innerlich spüren, dass Prokrastination bei Ihnen einer professionellen Behandlung bedarf, sollten Sie diese auf jeden Fall wahrnehmen. Anders ausgedrückt: Ist der persönliche Leidensdruck zu hoch und beeinträchtigt Prokrastination Ihr tägliches Leben oder steht Chancen im Weg, tut Hilfe not.
Um Prokrastination im Alleingang anzupacken, eignen sich folgende Tipps:
Schreiben Sie sich auf, was vorrangig erledigt werden soll – und wo Aufschub wirklich Sinn macht. Kleine Erledigungen verschaffen übrigens auch Glücksgefühle und motivieren.
Natürlich kann ALLES eine Ablenkung sein. Sie wissen, was Sie bei bestimmten Tätigkeiten aus der Ruhe bringt. Schaffen Sie sich einen (aufgeräumten und geputzten) Rückzugsraum, ohne Handy, TV und möglichst allem, was stört oder attraktiver erscheint.
Manche Dinge gehen nicht von jetzt bis gleich. Überlegen Sie im Vorhinein, welchen zeitlichen Umfang eine Aufgabe hat und brechen Sie diesen in machbare Einheiten herunter, inklusive eines Puffers, der Ihrem (nicht immer vorhersehbarem) Alltag entspricht.
Wann sind Sie am produktivsten? Nutzen Sie diese Zeitfenster und erkennen Sie Ihre persönlichen „Durchhänge-Perioden“ an. Niemand schreibt Ihnen vor, wann Sie am aktivsten zu sein haben.
Meistens sind die Dinge, vor denen uns graut (überspitzt gesagt), in Wahrheit gar nicht so schlimm. Wenn man es nur angeht, stellt sich im Nachhinein oft eine große Erleichterung ein. Weil es nette Menschen gibt, die einem helfen. Weil Sachverhalte doch nicht so kompliziert sind, wie angenommen. Probieren Sie es aus.
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