Ein Ausflug zu den Winzern der Weinregion Franciacorta in Italien.
Viele schöne Momente und Veranstaltungen der letzten zehn Jahre verbinde ich mit Franciacorta – dem edlen Schaumwein aus Italien, der unter der Hand gerne auch als „Champagner der Italiener“ bezeichnet wird, aber offiziell nicht so heißen darf, da nur die entsprechenden Weine aus der Herkunftsregion Champagne in Frankreich so genannt werden dürfen.
In München wohnend, mit der Nähe zu Italien, landete an Geburtstagen oder Essenseinladungen mal die ein oder andere Flasche Franciacorta auf dem Tisch und jedes Mal war ich begeistert. Ich trinke diesen Wein einfach gern, er hat ein viel feineres Aroma als zum Beispiel ein Prosecco und prickelt herrlich am Gaumen.
Das erste Mal lernte ich die Region Franciacorta 2016 bei einem Besuch der Kunstinstallation „Floating Piers“ von Christo auf dem Iseo-See eher zufällig kennen. Der Iseo-See befindet sich nicht weit vom sehr viel bekannteren Garda-See etwa eine Stunde östlich von Mailand entfernt. Wir waren damals mit dem Auto dort, um uns die orangenfarbenen „Piers“ anzusehen, als ich entdeckte, dass genau dort auch die Weinkeller des Franciacorta zu finden sind. Es machte mir eine Riesenfreude diese im Vergleich zum Gardasee sehr traditionelle und verträumte Ecke Italiens zu erkunden. Kleine Restaurants, offenherzige Meschen und so kam es, dass ich nicht nach Hause fuhr, ohne mir eine Kiste Schaumweine ins Auto zu packen, die ich mit nach München nahm.
Inzwischen lebe ich nicht nur in München, sondern auch in Frankreich und habe Champagner lieben und schätzen gelernt. Denn was gibt es Schöneres für Anlässe und für Abende mit den Freund:innen.
Ein Abend am Iseo-See und Weinreben, Fotos: Privat
Doch die Lust auf Franciacorta ist geblieben und als ich gefragt wurde, ob ich Interesse hätte Winzer, Weinkeller und die traditionelle Methode der Flaschengärung der Fanciacorta kennenzulernen, war meine Antwort ein begeistertes und sehr schnelles „Ja“. Die wunderschöne Weinregion Franciacorta liegt in einer hügeligen Landschaft zwischen Iseo-See und den Voralpen. Und genau diese Lage beschert dem Gebiet ein besonders mildes Klima im nördlichen Italien, was sich, genau wie die dortigen Böden gut für den Anbau der Trauben eignet. Angebaut werden für den Schaumweine die Trauben Chardonnay, Pinot Nero (Pinot Noir) und Pinot Bianco (Pinot Blanc). Es gibt Franciacorta Wein aus 100 % Chardonnay oder auch 100 % Pinot Nero, doch die meisten Franciacortaweine sind Cuvées (also ein Mix aus 2 oder 3 dieser Grundweine /Trauben). Da die Franciacorta-Weinregion seit1995 einen DOCG Status hat – das ist die höchste Qualitätsstufe für Weine in Italien- müssen die Winzer hier strengen Regeln folgen.
Die größten Weinkellereien und somit auch bekanntesten sind Ca´del Bosco, Bellavista und Berlucchi. Um zu sehen, wie die Fertigung einer großen Fanciacorta-Marke aussieht, starteten wir mit dem Besuch der Kellerei Bellavista:
Handwerkskunst mit Tradition: Während der Flaschengärung werden die Flaschen mehrmals täglich per Hand gedreht, damit sich kein Satz ergibt.
In den Tunnelgängen gibt verschiedene Jahrgangslager zu entdecken. Foto: Privat
Der Franciacorata Bellavista Millesimato Brut, mit 72% Chardonnay und 28% Pinot Nero Trauben gehört zum repräsentativsten Vertreter des Bellavista-Stils und -Geschmacks. In den Tunnelgängen von Bellavista gibt es einen Trakt Weinflaschen, der lagert Millesimato Brut für die Scala Mailand und dieser wird jedes Jahr erst zum Start der Opernsaison als Sonderedition geöffnet.
Bei kleineren Weinkellereien ist die Methode der Flaschengärung gleich, nur dass die Weinberge, Mengen und Auswahl an Franciacortasorten meistens kleiner sind, und das Aroma über verschiedene Jahrgänge nicht ganz so konstant ist wie bei den großen Kellereien. Dafür wird hier die Handarbeit bei Bodenpflege, Rebenschnitt und Weinlese im besonderen Ausmaß kultiviert und eingebracht.
Verwirklicht ihren Traum: Elisabetta Abrami ist stolz auf ihren Franciacorta Pinot Nero. Foto: Abrami
Panoramablick am Weingut I Barisèi, Foto: Privat
Es folgte ein Besuch der Kellerei I Barisèi, die mit dem malerischen
Ausblick über die Landschaft der Franciacorta bis zum Iseo-See punktet. Und so wunderte es mich nicht, zu hören, dass das Haus der Kellerei erst vor wenigen Jahren im traditionellen Stil nachgebaut wurde, um auch Touristen zu gefallen, die den Panorama-Blick bei einem Schluck Franciacorta genießen möchten.
Im Keller gab es neben der Flaschenlagerung und einer Fertigungsstraße auch historische Souvenirs, wie Holzfässer oder eine alte Kutsche zu sehen. Die Weinkellerei IBarisèi wurde bereits 1898 in Torbiato di Adro gegründet, dank der historischen Bauern- und Winzerfamilie Bariselli. Die Bariselli sind Schöpfer von Jahrgangsweinen in langer Tradition und besonders stolz auf ihren Franciacorta Natura- Cuvée Millesimata dosaggio zero, der bei der Gärung ohne Zusatz von Zucker auskommt. Laut dem Enologen Paolo Turra vor Ort, ist der Geschmack dieses Schaumweins sehr „vertical“, mineralisch und passt mit Aromen wie Bitter Orange oder Apricot sehr gut zu Fischgerichten.
Weinkellerei Santus mit Haus und Gartenanlage im modernen Design. Foto: Santus
Eine völlige Überraschung war dann der Besuch der Kellerei Santus. Weinkellerei 3.0 fällt mir da nur ein. Neueste Technik-Standards verknüpft mit modernstem Design.
Haus und Garten des Weinguts muten an wie ein Museum der modernen Kunst: gerade Linien, hochwertige Materialien, Luft und Raum und das alles mitten im Weinberg. Das Winzerpaar Maria Luisa Santus und Gianfranco Pagano hat Mitte der 90 er Jahre beschlossen sich ganz dem Wein zu widmen und alles präzise ausgearbeitet. Die moderne Weinkellerei ist ein Neubau, der nach Kriterien der ökologischen Nachhaltigkeit gebaut wurde, um die Umwelt so wenig wie möglich zu belasten. Energie für die Kühlhalle und Fertigungsanlage wird über eine Solaranlage am Haus gewonnen. Dabei hat das Ehepaar eine klare Vorstellung: sie sehen ihre Aufgabe darin, die Artenvielfalt, die die Natur zu bieten hat zu erhalten. Und so produzieren sie auch keine Cuvées, sondern füllen das Ergebnis einzelner Ernten ab. Um die Verbindung zwischen Leben-Klima-Mensch erlebbar zu machen. „Wein ist wie ein Gemälde der Jahreszeit, des Bodens und des Menschen“ erklärt mir Gianfranco und zeigt mir die von seiner Kellerei hergestellten sechs Franciacorta Sorten: Brut, Dosage, Zero, Satèn, Rosé und eine Essenza. Alle stets nur aus einem Jahrgang.
Das Winzerehepaar Maria Luisa Santus und Gianfranco Pagano vor ihrer Kellerei, Foto: Santus
Selbstverständlich zieht sich auch bei der Verpackung das puristische Design durch. Die Etiketten der Kellerei sind klar, modern und konzentriert auf den Namen SANTUS – der Mädchenname von Marie Luisa die aus der hiesigen Region stammt.
Anmerkung der Redaktion: Die Autorin war eingeladen zum Besuch der Kellereien. Es handelt sich nicht um bezahlte Werbung, sondern um einen Bericht über die gewachsene Zuneigung zu einer Region, deren Menschen und ihrer Produkte. Fanciacorta-Schaumweine enthalten Alkohol – bitte genießen Sie verantwortlich.
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