# HANDWERKSKUNST & HERITAGE
Piaget ist für Uhren bekannt, die Kunstwerken gleichen. Mit einer Neuauflage der legendären Andy Warhol-Uhr im
150. Jubiläumsjahr der Maison setzt die Marke jetzt dem Künstler ein kostbares Denkmal
Von Katharina Pfannkuch
Ikonische Bilder, weltweit diskutierte Filme, Musik, Fotografie – Andy Warhol ist bis heute für viele Leidenschaften bekannt. Sie alle verfolgte er immer auf höchstem Niveau. Eine dieser Passionen: Uhren. Außergewöhnlich luxuriöse und hochwertige Uhren, um genau zu sein. So wie die von Piaget. Insgesamt sieben Piaget-Uhren besaß der Künstler, vier davon sind heute Teil der Piaget-Privatsammlung. Eine, die auch Jahrzehnte später noch untrennbar mit seinem Namen verbunden sein sollte, ist die Piaget Black Tie mit kissenförmigem Gehäuse.
1973, ein Jahr nach ihrem Erscheinen, nahm Andy Warhol sie in seine eigene kleine Piaget-Sammlung auf. Eine kluge Entscheidung: Die Black Tie wurde noch nicht einmal ein Jahrzehnt lang produziert, avancierte auch deshalb zum begehrten Sammlerstück. Sechs Jahre, nachdem er seine Black Tie erworben hatte, begegnete Andy Warhol in New York dann Yves Piaget. Gemeinsam besuchten die beiden Meister ihres Fachs – oder besser gesagt ihrer Fächer – fortan immer wieder Events und natürlich auch das legendäre Studio 54.
Ihr erstes Comeback erlebte die bis heute mit Andy Warhol assoziierte Black Tie 2014, jetzt kommt sie in noch strahlenderem Gewand und mit neuem Namen zurück: Die limitierte Andy Warhol-Uhr zieren ein auffälligen „Clou de Paris“-Muster auf einem Weißgoldgehäuse und ein tiefblaues Meteoritenzifferblatt. Dass diese Würdigung der Pop Art-Ikone auch deren Namen trägt, ist einer neuen lizenzierten Partnerschaft zwischen Piaget und der Andy Warhol Foundation for the Visual Arts zu verdanken.
An der Entwicklung der Andy Warhol Uhr wurde in den Ateliers de l‘Extraordinaire von Piaget zehn Monate lang gearbeitet. Während dieses Prozesses wurde der auch als „Hufnagelmuster“ bekannte Clou de Paris, charakteristisch für die Uhr, perfektioniert. Diese Art der Verzierung fällt durch ihr Muster aus kleinen, pyramidenartigen Quadraten auf – sehr raffiniert anzusehen und sehr aufwendig herzustellen. „Das Clou de Paris-Muster musste nicht nur in sorgfältiger Handarbeit auf einer gewölbten statt auf einer flachen Oberfläche aufgebracht werden, sondern auch die gleiche subtile Schichtung, das wunderbare Lichtspiel und die verführerische Kunstfertigkeit der ursprünglichen Godronierungen aufweisen“, heißt es dazu bei Piaget.
Künstler:innen und Ikonen ihrer Zeit zeigten sich gerne mit Piaget. Video: Piaget
Zu den bekanntesten Werken von Piaget gehört neben der Andy Warhol-Uhr auch die „Polo“ mit einem ganz in Gold gehaltenen Design und besonders flachen Gehäuse. Sie revolutionierte 1979 das Uhrendesign; Piaget hat sie jetzt zum
150. Jubiläum des Unternehmens als „Polo 79“ mit noch flacherem Gehäuse ebenfalls neu aufgelegt.
Im Jubiläumsjahr habe man einige der ikonischsten Produkte neu interpretiert – „immer mit einem modernen Twist“, so Jean-Bernard Forot, Patrimony Director bei Piaget. Als Twist der besonderen Art könnte man die außergewöhnlich flachen Gehäuse bezeichnen, eines der Markenzeichen von Piaget. Deren Herstellung ist handwerklich anspruchsvoll, erklärt Jean-Bernard Forot anhand der jüngsten Weiterentwicklung der „Altiplano Ultimate Concept“ von 2018, der damals flachsten Uhr der Welt.
Drei Jahre habe man daran gearbeitet, zusätzlich ein Tourbillon unterzubringen: „Stellen Sie sich vor, welche Präzision das erfordert und was für winzige Elemente dafür neu gestaltet und geformt werden mussten“. Die Mühe wurde von Erfolg gekrönt, zum 150. Geburtstag von Piaget erschien die „Altiplano Ultimate Concept Tourbillon“ – gerade einmal zwei Millimeter hoch. Auf ihrer Rückseite erinnert eine Gravur an das Motto von Georges-Edouard Piaget:
Die Geschichte von Piaget begann in einem kleinen Dorf in der Schweiz. 1874 eröffnete Georges-Edouard Piaget in La Côte-aux-Fées eine Manufaktur für Uhren, die neue Maßstäbe setzen und die Grenzen zum Schmuck kunstvoll auflösen sollten. Uhren, die bis heute an weltberühmten Handgelenken für Aufsehen sorgen, zu Klassikern für ganze Generationen wurden und die nicht nur die jeweilige Zeit, sondern auch deren Zeitgeist einfangen.
Andy Warhol hatte die „Factory“, also seine New Yorker Ateliers, in denen er seine Ideen Wirklichkeit werden ließ. Das Herz der Piaget-Manufakturen befindet sich bis heute in La Côte-aux-Fées. „Hier werden auch die meisten Vintage-Uhren repariert“, so Jean-Bernard Forot. 2001 eröffnete in Plan Les Ouates nahe Genf eine weitere Manufaktur. Dort befinden sich unter anderem die Goldgießerei, die Ateliers für High und Fine Jewellery und die Abteilung für Edelsteinkunde. Denn auch für Schmuck ist Piaget weltweit bekannt. Seit den 50-er Jahren fragten immer mehr Kunden nach Ringen oder Ohrringen, die zu ihren Schmuckuhren passten, berichtet Jean-Bernard Forot. Wieder zeigt sich eine Gemeinsamkeit von Piaget und Andy Warhol: Beide eint ihre Vielseitigkeit und Brillanz in jeder Domäne.
Wie bei Uhren macht Piaget es auch beim Schmuck besser als nötig – und anders als erwartet: Gold mutet an, als sei es gewebt und mit kostbaren Edelsteinen verflochten, fast so, als handele es sich um den Stoff einer Haute Couture-Robe. Auch in der Jubiläumskollektion werden übliche Formen durchbrochen, spricht Mut zur Farbe aus vielen Stücken. Wer nun an Andy Warhols mit Grenzen und Genres spielende Kunst denkt, der ahnt: Ihm hätte das gewiss gefallen.
Maison der Extraleganza – hier wird Extravaganz und Eleganz gleichermaßen um Uhrmacherkunst und Haute Joaillerie auf unerwartete Art und Weise zusammengeführt. Video: Piaget
Seit 1959 betreibt die Maison in Genf den „Salon Piaget“. In der Boutique können bis heute einzigartige Preziosen in Auftrag gegeben werden und unter dem Namen „Infinitely Personal“ auch exklusive Sonderanfertigungen der Andy Warhol-Uhr.
In diesem Jahr feiert Piaget sein 150. Jubiläum und damit 150 Jahre einzigartigen Stil, der Extravaganz, Eleganz und Savoir-fair vereint. Video: Piaget
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