Schauspielerin Emilia Schüle über Humor, Vergebung und Fashion No-Gos

Vom Tatort „Wegwerfmädchen“ bis zum ZDF-Mehrteiler „Ku’damm 59“ und der Kostümserie „Marie Antoinette“: Mit ihrem tiefgründigen und facettenreichen Spiel begeistert uns Emilia Schüle immer wieder aufs Neue. Als nächstes wagt sie in „Die Ironie des Lebens“ den Balanceakt zwischen Humor und Trauer. Warum sie der Dreh viel Überwindung gekostet hat, und welche Rolle Humor für ihr Leben spielt, hat sie Marie Claire im Interview verraten.

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Emilia Schüle als Melli in "Die Ironie des Lebens". © 2024 – SunnySideUp Film GmbH | Pictures in a Frame GmbH | Warner Bros. Entertainment GmbH

Ein Mensch, der seinem Umfeld urteilsfrei und im Hier und Jetzt begegnet – so etwas gibt es im Leben kaum, aber gerade das macht Emilia Schüles Figur in „Die Ironie des Lebens“ so faszinierend. Obwohl sie in ihrer Kindheit eine große Enttäuschung erfahren musste, strahlt Melli eine Arglosigkeit und Ausgeglichenheit aus, die äußerst beneidenswert ist. Und obwohl ihre Rolle in Markus Gollers Tragikomödie eher klein ist, trägt Schüles Darstellung entscheidend dazu bei, dass der Film seine emotionale Wirkung entfalten kann. Es geht um Versöhnung, Tod, Leben und Akzeptanz.

Was ist die Handlung in "Die Ironie des Lebens"?

Edgar (Uwe Ochsenknecht) ist ein erfolgreicher Stand-Up-Comedian, der sich in seiner Bühnenshow über die unangenehmen Dinge des Lebens lustig macht: seine gescheiterte Ehe, eine nachlassende Libido, die sich rapide verschlechternde Gesundheit, allgemeine Nutzlosigkeit und den nahenden Tod. Als seine Ex-Frau Eva (Corinna Harfouch) ihn nach 25 Jahren aufsucht, um ihm von ihrer unheilbaren Krebserkrankung zu erzählen, beginnt er sich jedoch erstmals ernsthaft mit den komplexen Emotionen des Lebensendes auseinanderzusetzen.

Vor allem aber möchte er Evas Wunsch nachkommen, seine mittlerweile erwachsenen Kinder Melli (Emilia Schüle) und Patrick (Robert Gwisdek) kennenzulernen, die er vor vielen Jahren im Stich ließ. 

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Findet sich selbst nicht lustig: Emilia Schüle. © 2024 Warner Bros. Ent., Anne Wilk

Emilia Schüle im Interview

Marie Claire (MC): Frau Schüle, Ihre Figur Melli ist Stand-Up-Comedian. Wie haben Sie sich darauf vorbereitet?

Ich bin selbst leider nicht so lustig, deshalb hat mir dieser Aspekt der Rolle große Angst gemacht – zumal ich mit der Szene, in der sie ihren Auftritt hat, für die Rolle vorgesprochen habe. Ich habe mir daher viele Comedy-Shows angeschaut, um mir Inspiration zu holen und daran großen Gefallen gefunden. Am Ende geht es bei Comedy ja vor allem darum, eine Geschichte zu erzählen, die die Leute abholt.

MC: Erzählen Sie selbst gerne Anekdoten?

Auf keinen Fall. Ich hasse es sowieso im Mittelpunkt zu stehen. Wenn ich drehe, ist das etwas anderes, weil ich da in eine Rolle schlüpfen kann. Aber die Vorstellung, dass sich eine Menschentraube um mich, Emilia, bildet, und alle erwarten, dass ich sie unterhalte, versetzt mich in Stress.

MC: Welche Rolle spielt Humor für Sie in schwierigen Momenten?

Gar keine. Viele Menschen nutzen Humor ja, um sich von ihren Gefühlen zu distanzieren, aber ich bin da das genaue Gegenteil: Ich bin lieber brutal ehrlich mit mir selbst.

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Wie ihre Figur Meli, mag es auch Emilia Schüle gern léger. © 2024 Warner Bros. Ent., Anne Wilk

"Vergebung ist eine Superkraft"

MC: Der Film dreht sich auch um das Thema Vergebung. Wie gut können Sie vergeben?

Ich glaube man macht sich das Leben einfacher, wenn man manche Dinge einfach akzeptiert; wenn man sich nicht in alten Gefühlen wälzt, sondern nach vorne schaut. Aber es macht sicherlich einen Unterschied, ob man über viele Jahre von jemandem verletzt wurde, oder im alltäglichen Miteinander – vom Vater, der die Familie verlassen hat, oder von einer Freundin, die einen öfter versetzt. Jemandem nach einem existenziellen, tiefsitzenden Konflikt vergeben zu können, so wie Melli und ihr Bruder es in diesem Film tun, ist finde ich eine ganz eigene Superkraft.

MC: Hat Ihre vorherige Zusammenarbeit mit Uwe Ochsenknecht es Ihnen erleichtert, die komplexe Vater-Tochter-Beziehung in diesem Film darzustellen?

Dass wir uns bereits kannten und eine humorvolle Beziehung hatten, hat mit Sicherheit geholfen. Ich habe ihn vor vielen Jahren über seine Söhne kennen gelernt, mit denen ich als Jugendliche mehrere Filme gedreht habe. Und wir haben beide in der ZDF-Miniserie „Kudamm“ mitgespielt, obwohl wir da kaum Szenen zusammen hatten. Es war also höchste Zeit, dass Uwe und ich zusammenarbeiten.

Corinna Harfouch, die meine Mutter spielt, kannte ich dagegen vor Drehbeginn nicht. Aber nach einer flüchtigen ersten Begegnung am Set, ist es uns glaube ich schnell und gut gelungen, die enge Beziehung unserer Figuren auf hoffentlich berührende Weise darzustellen.

MC: Meli hat einen sehr legeren, schnörkellosen Stil. Welche Ihrer Rollen hat Ihren persönlichen Stil am meisten beeinflusst und wie würden Sie Ihren Kleidergeschmack beschreiben?

Dank „Marie Antoinette“ weiß ich auf jeden Fall, dass Korsetts nichts für mich sind (lacht). Tatsächlich habe ich mir zwei, drei Kleidungsstücke aus Mellis Garderobe mitgenommen. Als Berlinerin mag ich es selbst auch sehr gemütlich.

„Die Ironie des Lebens“ startet am 5. September in den deutschen Kinos.

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