ein Foto von Kiani Wäis
WÄIS NEUE WELT
Kolumnistin Wäis Kiani betrachtet die Lage der Dinge – jeden Donnerstag neu.

Wäis schrieb früher Stücke für die Süddeutsche Zeitung, Frankfurter Allgemeine Zeitung, NZZ am Sonntag
und ist vielen noch bekannt durch ihre amüsanten Gesellschafts- und Stil-Kolumnen bei Instyle, Annabelle oder Welt am Sonntag. Jetzt hat sie eine neue Kolumne bei Marie Claire.

Part 7: Ferien, fertig, los!

Letztes Wochenende war Sommerferienstart im Kanton Zürich und wie jedes Jahr fühle ich mich wie die im Internat, die keine Familie und auch sonst niemanden hat und die Ferien in der leeren Schule verbringen muss. Alle Schweizer sind am Wochenende wie immer unisono weggefahren oder geflogen und kommen erst in sechs Wochen zurück. Mit «alle Schweizer» meine ich: alle Schweizer, nicht meinen Freundeskreis. Also alte, junge, reiche, superreiche, Unternehmer, Angestellte, Mütter, Kinder, Greise. Auch die ohne Kinder, die nicht auf Schulferien angewiesen sind, fahren mit den anderen gemeinsam los. Dasselbe ist übrigens auch in den Oster, Herbst und Pfingstferien.

Ich hab das nie verstanden und auch mein Nachfragen brachte nichts. «Warum fahrt ihr alle gleichzeitig in die Ferien??» «Keine Ahnung. Wir sind so.»
Meinetwegen.

Es entspricht überhaupt nicht meiner Mentalität. Als ich 1988 nach München zog, war es den ersten Sommer sofort klar: August ist Summer in the City. Jeder, den man traf, schwärmte einen an: «Herrlich im August hier zu sein, die Ruhe, kein Stau, überall Parkplätze…keine Kinder im Prinzenbad…

«Ja so wars wirklich. Überall Parkplätze war das Allergeilste, da München damals schon zwei Dinge nicht hatte: Bezahlbare Wohnungen und Parkplätze. Aber August in München war Elite. Wir hatten die Isar, den Steg in Ambach – den es leider nicht mehr gibt, den Starnberger See, alle Biergärten, den Flaucher und den ganzen Englischen Garten für uns. Und konnten parken, parken, parken. Alle Coolen fuhren erst im September weg, wenn die Doofen zurückkamen.

Aber weswegen die Abwesenheit von Freude über die Reisewelle hier? Nun, hier gibt es immer Parkplätze, weil die Schweizer total anti Auto sind, sie lieben ihre Tram. Nur die Superreichen wollen keine Nähe zum Volk und schleichen mit ihren Porsche SUVS mit Tempo 30 herum. Aber auch die sind jetzt auf ihren Yachten. Und hier ist es immer sehr sehr ruhig, und es ist immer nichts los. Jetzt ist es noch zusätzlich menschenleer. Wie im Lockdown. Vielleicht fange ich wieder an Brot zu backen.

 

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