Part 6: Eine üble Phase

Es gibt so ganz alte Jungs-Freunde, die man seit 10, 20 Jahren nicht mehr gesehen hat, aber dank Instagram, wissen wir, dass wir leben.

Zwei dieser Freunde haben mich neulich beeindruckt. Der eine postete Bilder von einer wirklich schönen Party in München. „Wow“ schrieb ich, „das sieht aber nett aus“, wo es doch schon lange keine schönen Parties mehr gibt.

«Ja, das war eine sehr schöne Party, hätte dir auch gefallen.» schrieb er. «Wie geht es dir?» «Ach, sagte ich, «ich habe eine üble Phase.» Mehr sagte ich nicht, ist ja meine üble Phase und nicht unsere. Die Phase war aus verschiedenen Gründen. Ich habe eine Verletzung, die mich einschränkt und große Angst, dass sie nie heilt. Dazu vier andere Dinge, die ich mir in den Kopf gesetzt hatte, die nicht vorwärts gingen.

Angst, dass nichts klappt. Angst, dass Leute nicht funktionieren, bevor nächste Woche die ganze Schweiz in die Ferien fährt. Und dann noch generelle Sommerangst, weil ich wegen der Verletzung weder baden noch schwimmen darf. Aber von all dem sagte ich nichts.

«Verstehe» sagte er. «Das hatte ich auch schon, (er nannte 2 verheerende Gründe für seine beiden Krisen, ich schämte mich ob meiner eigenen Banalitäten), „da muss man sich rauskämpfen..“ Die nächsten Tage wiederholte ich im Kopf immer wieder «rauskämpfen, du musst dich rauskämpfen.»

Währenddessen kam ein anderer alter Freund aus dem Instagram Gebüsch gesprungen und war anstrengend gut gelaunt. «Ach,» sagte ich, «ich habe seit Wochen nicht gelacht, I`m doing bad. Alles nervt von innen und aussen.» Dann schrieb er mir, dass er Harari gelesen hat und zählte mir die Lehren auf, die er daraus gelernt hat und was alles toll in meinem Leben ist, was andere gerne hätten. Und jede Krise sei eine Chance. Dann bot er noch telefonische Seelsorge an und verschwand wieder im Instagram Nebel. Ich war baff.

Ich frug mich, was denn wäre, wenn die 4 Dinge nicht wie gewünscht laufen würden? Nichts wäre, war meine erstaunliche Antwort. Gar nichts. Für Ding 1 brauchte ich Ding 2. Ich ließ Ding 1 los, verabschiedete mich von dem ganzen Plan. Die Erleichterung war unglaublich. Damit hatte Ding 2 keinen Zeitdruck mehr. Freiheit, Leichtigkeit. Aber immer noch schlechte Laune. Ding 3 war mir ohne Ding 1 egal. Und Ding 4 löste ich anders. Ding 4 ließ sich, als ich einen anderen Weg einschlug, supercool lösen. Ding 4 machte mich kurz etwas glücklich.

Blieb nur diese Verletzung, weswegen ich total panisch zu allen möglichen Spezialisten und Orakeln gerannt war und immer noch renne. Alle sagen dasselbe: Es wird dauern, aber es heilt. Ich beschloss, das jetzt zu glauben und mir die Zeit zu geben, die nötig ist. Sechs Monate kann ich in kein Gewässer, furchtbar. Egal.

Und so ganz seltsam, hat sich jetzt der Rest auch eingefügt. Ding 2 und 3 sind gestern und heute passiert, so wie ich wollte. Ding 1 ist dadurch wieder available, ich kanns machen oder nicht. Anscheinend habe ich mich rausgekämpft, oder nicht?

Meine üble Phase ist jedenfalls vorbei, nach 8 Wochen. Was ich eigentlich sagen will: Männer sind toll. Sie sind lösungsorientiert, hilfsbereit und haben immer einen guten Tipp parat. Ich liebe Männer, ja das tue ich.