Part 11: Die letzten Dicken sterben aus

Es ist sicher bei vielen von uns jetzt so: dank Instagram sieht man ständig fremde, neue Menschen auf Bildern neben Freunden, die man sehr gut kennt und erkennt aber eben diese eine neue Person daneben nicht. Hat Thomas eine neue Freundin?

Bis man schockiert feststellt, Thomas hat keine neue Freundin, und Phillip hat keine fremde Frau zur Taufe seiner besten Freunde mitgebracht. Die Damen haben lediglich ihr Körpervolumen dermaßen reduziert und dadurch ihren Look komplett verändert. Mein großflächiger Bekanntenkreis ist im Moment voll von extrem erschlankten Frauen, aber auch ein paar Männer sind dabei.

Es sind immer Langzeit-Dicke, die nur von Diäten, Ernährungsberatern und Abnehmvisionen sprachen, aber trotz angeblich viel Sport, Carb-Free und «kaum Alkohol» so blieben, wie sie waren. Und jetzt sind genau die alle ganz dünn, dank einer  Spritze.

Nachdem die Medien ausführlich über den neuen Abnehmtrend durch den Einsatz eines hochwirksamen Diabetes Medikaments – „Ozempic“ mit dem Wirkstoff Semaglutid – berichteten, dürfen wir die Erfolge dieses Trends bewundern. Dieses Semaglutid bewirkt, dass das Gehirn ein Sättigungssignal aussendet und nach Einnahme des Medikamentes wird das Essen länger im Magen behalten. Länger satt. Dazu wird der Stoffwechsel hochgepuscht, aber ich weiß es auch nicht genau, was da mit dem Körper passiert. Die Ärzte sind alle dagegen.

Aber Menschen, die Ozempic nehmen, verlieren bis zu 17 Prozent ihres Körpergewichts. Ich wiege z.B. 57 Kilo, davon 17 Prozent sind 9,86 Kilo. Auf kranke 47 Kilo könnte ich mich spritzen. Die ersten Ozempic Pioniere waren aus dem Show Biz so wie Kelly Osborne, die man auch nicht mehr erkennen konnte, und jetzt tauchen die Erfolgsgeschichten in unserem richtigen Leben auf.

Darf man die Neu-Dünnen auf Ozempic ansprechen?
Denn worüber niemand spricht, das Medikament muss dauerhaft genommen werden. Wird es abgesetzt, kommt es wieder zu einer Gewichtszunahme. Also jetzt wird es erstmal immer mehr Dünne geben, Dicke werden zur Seltenheit oder verschwinden völlig. Was dann passiert, ist unklar.

Die Vorstellung mein restliches Leben mir ein Medikament zu spritzen, dass mich dann dünn hält ist scary. Lieber esse ich nichts mehr.

Falls mir jetzt jemand Emphatielosigkeit und „kein Herz für Dicke“ vorwerfen möchte: Ich war zwischen 15 und 21 ziemlich dick. 80 Kilo bei 1.68 cm war die Höchstleistung. Ich bekam es mit „nur das nötigste essen“ und einem aufreibenden Lifestyle für immer wieder hin.

Was ich noch gerne wüsste, wenn jemand in ein paar Jahren wieder so aussieht wie vorher, kann ich dann fragen: Hast du das O nicht vertragen oder warst du müde von der Spritzerei? Ich frage nur für meine Leser:innen.