Wäis schrieb früher Stücke für die Süddeutsche Zeitung, Frankfurter Allgemeine Zeitung, NZZ am Sonntag
und ist vielen noch bekannt durch ihre amüsanten Gesellschafts- und Stil-Kolumnen bei Instyle, Annabelle oder Welt am Sonntag. Jetzt hat sie eine neue Kolumne bei Marie Claire.
Heute war Dienstag und im Radio schrien die Moderatoren ständig: «Hüt isch der heissigste Tag 2024!»
Ich muss zugeben es war wirklich sehr heiß, ich verließ das Haus morgens frisch und duftig und kehrte nachmittags so nassgeschwitzt zurück, dass ich sofort kalt duschen musste.
Während ich im Auto schwitzend durch die ausgestorbene Stadt fuhr, überlegte ich, was ich später essen könnte. Ich gehöre nicht zu den Menschen, die bei Hitze keinen Hunger haben oder nur Salate essen. Ich hasse Salate. Noch mehr als Salate verabscheue ich kalte Suppen.
Wir haben ja paar Jahre in Teheran gelebt, wo die Sommer sehr lang und sehr heiß waren, teilweise über 45 Grad, ohne Klimakrise. Meine (deutschen) Freundinnen und ich sind immer direkt nach der Schule mit, um den Nachmittag zusammen zu verbringen. Das hieß gemeinsames Mittagessen. Die deutschen Familien hatten persische Hausangestellte, das waren ganz einfache Frauen, die grauenvolles persisches Essen kochten, oder das, was sie dafür hielten. Die Deutschen hatten ja keine Ahnung und aßen es dankbar. Also die Erwachsenen, meine Freundinnen und ich verweigerten alles, was von denen gekocht wurde und lunchten Toast mit Nutella. Nur wenn es besonders heiß war, war ich die einzige, die noch das Essen verweigerte.
An heißen Tagen gab eine supereklige, kalte Joghurtsuppe mit Nüssen und Rosinen, die auch von den Kindern geliebt wurde. Ich mag weder Nüsse, Rosinen noch kalte Suppen. Diese Suppe gab es bei fast allen Deutschen, so als hätten die Hausangestellten das miteinander abgesprochen. Woanders gab es diese nie. Meine Mutter meinte abfällig, das wäre «Armenküche». Aber meinen Deutschen schmeckte die Plörre großartig, denn «bei der Hitze kann man ja nichts essen.»
Hier verrate ich meine Top List, was bei 33 Grad fantastisch schmeckt.
1. Alle indischen Curries. Mit Basmati. Dazu einen Eimer Raita oder zur Not nur Joghurt. Nirgends ist es so heiß wie in Indien, also werden die schon wissen was gut ist.
2. Spaghettini mit einer Brunoise aus frischen Tomaten und Knoblauch. Olivenöl und Basilikum. Die Reste schmecken auch kalt.
3. Ibizenkischer Bauernsalat: Gekochte Kartoffeln, Tomaten, rote und grüne Paprika, rote Zwiebel, Oliven, Olivenöl und Zitrone. Eine Dose von dem genialen Ortiz Tuna.
4. Eines der wenigen persischen Gerichte, die ich liebe: Lubia-Polo ist eine Art Biriyani. Eine geschmorte Tomatensugo mit Lammwürfelchen und grünen Bohnen wird mit Basmati geschichtet und mit Safran und viel Butter gedämpft. Dazu Raita, hmm.
Und was auf einer Hochsommertafel generell nicht fehlen darf ist neben Raita ein schöner Tomatensalat mit den guten August Tomaten. Und was esst ihr so außer Joghurtsuppe?
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Eine Antwort zu “Part 9: Sommer ohne Salat”
Wie immer ,
kurzweilig, amüsant und mit Biss.
Freue mich schon auf die nächste
Kolumne.