Momentan sind gefühlt alle da, sagt Alina, als sie von ihrer nächsten Japan-Reise erzählt. Seit zwei Jahren gebe es den Hype um diese Destination, und jeder scheint eine Freundin zu haben, die gerade in Tokio war. Doch Alina war dem Trend voraus: Sie fliegt im November bereits das fünfte Mal nach Japan. Genau vor einem Jahr war sie dort drei Wochen unterwegs– damals allein. Als sie zurück in München war, sagte ihr Freund: Das klingt alles so toll, hättest du nicht Lust, die gleiche Reise noch mal zu machen? Warum nicht, meinte sie, für Japan bin ich immer zu haben! Gesagt, gebucht: Eine Woche Tokio, dann im Schnellzug Shinkansen nach Kyoto, danach drei Tage Wellness-Hotel am See, zum Abschluss wieder Tokio.
Superspannend findet Alina das Land in Fernost, weil es so anders ist. Sie ist mit Anime und Manga aufgewachsen, war schon als Kind von Japan fasziniert. Man kann dort wirklich noch Fremde erleben, sagt sie: Eine Kultur mit vielen Regeln, alles ist sehr geordnet, du kannst viel falsch machen, das merkt man als Touristin. Es sprechen auch längst nicht alle Japaner Englisch. Mit einem Fotografen, den sie in Tokio kennenlernte, verständigt sich Alina nur über Google Translate: „Wir laufen dann meist schweigend nebeneinander her.“ Von drei Semestern Japanisch-Studium ist bei ihr nicht viel übrig, gesteht sie, aber die Basics werden vor der Reise aufgefrischt. Da sie diesmal einen Japan-Anfänger mitnimmt, ist klassisches Sightseeing dabei – obwohl der Run auf die Hauptattraktionen teilweise unerträglich ist.
Für Alina, die gern japanisch kocht, dreht sich der Trip auch ums gute Essen. Ihr Begleiter (typisch Mann) ist zwar noch skeptisch, was rohen Fisch in der Bento-Box angeht. Aber es gibt viel mehr als Sushi! Und ins Restaurant zu gehen, ist derzeit relativ günstig. Das liegt am grandiosen Yen-Wechselkurs: Der Euro ist um die Hälfte mehr wert als vor zwölf Jahren, als Alina das erste Mal in Japan war. Noch ein guter Grund, gerade jetzt dort zu sein? Die Herbstfärbung von Ginkgo und Ahorn, wenn die Bäume in Gelb und Rot schwelgen. In Alinas Insta-Stories dürfte also das bunte Laub gefeiert werden – zwischen Skylines, Straßen, Neonreklamen und Slow Food. Ich werde ihr drei Wochen lang folgen, aber kein einziges Schriftzeichen verstehen. Hoffentlich übersetzt sie das Nötigste. Oder ich frage Google Translate.